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Musical klein„Das Paar darf nun in den Döner beißen“

Schüler der Franziskusschule führten „Das Stück! oder Du Stück?“ auf

Bericht in der WZ vom 20.03.2017

Eva kommt aus einem Dorf bei Hude. Ihr Vater ist dort Bürgermeister. Zurzeit ist sie aber in Berlin. Abgesehen von ihrer Schildkröte begleitet sie niemand. Die Suche nach ihrer großen Liebe, Superstar Liam, hat sie in die Großstadt geführt. Sie hat ein Ticket für eines seiner Konzerte und weiß: Sobald sie sich treffen, wollen sie eine Familie gründen. Er weiß: davon nichts. Dies ist der Handlungsrahmen des Musicals „Das Stück! oder Du Stück?“, an dem Schüler der Franziskus­schule aus den Jahrgängen neun und zehn ein Jahr lang, vier Stunden die Woche, arbeiteten.

Vergangene Woche führten sie es im Forum der Schule auf. Text und Bühnenbild erstellten die Schüler selbst, ebenso suchten sie die Lieder aus.
Die Lehrerin und Theaterpädagogin Angela Stein half der Theatertruppe bei der Schauspielerei, musikalisch wurde sie von den Lehrkräften Gabi Kurth und Susanna Alder unterstützt. David Bach, Geschäftsführer der Musikschule „School of Rock“ in Wilhelmshaven, leitet die Schulband, die den Schauspielern zur Seite stand.
Fesselnde Reizüberflutung gleich zum Auftakt: Bänke wurden in die U-Bahn gebracht, Passagiere stiegen ein, Bekannte begrüßten sich. Jeder der Schauspieler wusste, was er zu tun hatte. Der Aufmerksamkeit der Zuschauer konnten sie dadurch sofort sicher sein. Wer beide Aufführungen sah, hat beim zweiten Mal wahrscheinlich neue Details im Hintergrund gefunden.
Musikalisch stieg die Band energiegeladen mit „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams ein. Insbesondere das Schlagzeug gab kraftvoll den Rhythmus vor. Die Akustik im Forum der Schule hielt da aber leider nicht ganz mit und stellte eine Herausforderung für sich dar: Das kräftige Trommeln befeuerte zwar auf der einen Seite die Stimmung. Auf der anderen Seite wäre es wünschenswert gewesen, wenn etwa Saxofon und Gesang deutlicher in den Vordergrund getreten wären. Trotz Mikrofonen fehlte die Balance.
In Berlin erlebt Eva (gespielt von Maja Schoorlemmer) so manches Abenteuer, wenn sie wie im Vorbild „Linie 1“ – einem Berliner Musical aus den 80er Jahren – von Station zu Station fährt. Unter anderem genießt sie ihren ersten Döner bei „Alis Dönna“, zubereitet von Verkäuferin Chantal (Gina Schmidt). „Schwör, beste“, bewirbt sie überzeugend die türkische Spezialität. Bei der bis dahin amüsantesten Szene gab es viel Gelächter vom Publikum.
Die Schauspieler waren durchweg dynamisch und fanden ihren Anschluss. Die ausgewählten Lieder passten gut zu den Szenen – besonders Peter Fox’ „Schwarz zu Blau“ als Hymne aus dem Leben eines Obdachlosen.
Die Lieder selbst waren allerdings kein wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Das hätte aus dem Ganzen erst ein wirkliches Musical gemacht. So war es vielmehr ein Theaterstück, in dem die einzelnen Szenen mit Liedern verbunden wurden.
Statt sonst musicaltypischer Tanzeinlagen gab es dafür percussionartige Rhythmen und eine ausgefallene Performance: Kurz nachdem sich die beiden Obdachlosen (Nils Hennig und Daniel Diser) über ihre Probleme unterhalten und die U-Bahn verlassen, stürmen mehrere besenschwingende Putzfrauen auf die Bühne. Sie schlagen die Feger auf den Boden und wirbeln sie durch die Luft. Den lauten Beifall des Publikums haben sie sich damit verdient.
Im Laufe der Geschichte entpuppt sich Liam als typischer „MacGuffin“. So werden im Schauspieljargon Personen oder Gegenstände genannt, die nur dazu dienen, die Handlung voranzutreiben. In einer überraschenden Wendung verliebt sich Eva nämlich in jemand anderen. Unauffällig ist dieser jemand immer wieder kurz durch Szenen gelaufen, ohne etwas zu sagen.
Die Rede ist von Ali, dem Betreiber des „Dönnaladens“. Unvorsichtig prallt er mit Eva zusammen und es ist „Liebe auf den ersten Blick“. Sie brennen durch, zur Heirat kommt es gefühlte 30 Sekunden später.
Bei der Trauung schließt der Pastor seine Rede mit den romantischen Worten: „Das Paar darf nun in den Döner beißen.“

 

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